»Die SoKo nannten sie ›Osterei‹« (nd vom 18.4.2025)

1995 musste Thomas Walter nach einem gescheiterten Anschlag auf das Abschiebegefängnis Grünau untertauchen. Nach 30 Jahren Flucht ist er zurück

Interview: Matthias Monroy und Raul Zelik

Im April 1995 versuchte die linksradikale Gruppe »Das K.O.M.I.T.E.E.« das in Bau befindliche Abschiebegefängnis in Berlin-Grünau zu zerstören. Es war auch eine Antwort auf die Verschärfung des Asylrechts durch Union und SPD zwei Jahre zuvor.

Doch die Aktion scheiterte. Noch in derselben Nacht mussten Thomas Walter, Peter Krauth und Bernd Heidbreder untertauchen und verschwanden jahrzehntelang von der Bildfläche. Erst 2014 gab es wieder Nachrichten von ihnen: Heidbreder wurde in Venezuela verhaftet, nach einem längeren Justizverfahren dann aber nicht an Deutschland ausgeliefert. Die drei erhielten Asyl in dem südamerikanischen Land.

Im Rahmen eines Deals mit der Bundesanwaltschaft konnten Walter und Krauth nun zurückkehren und wurden zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Heidbreder war bereits 2021 in Venezuela an Krebs verstorben. Thomas Walter, 62, lebt heute als Kaffeebauer in Südamerika. Weiterlesen

„Wir machen keinen Deal, bei dem wir etwas bereuen müssten. Wir bereuen nichts!“ (Gegenwind vom 10.4.2025)

Jurek Luisenstadt

Als Mitglieder der linken militanten Gruppe „Das K.O.M.I.T.E.E.“ wurden Thomas Walter und Peter Krauth am Dienstag, 08.04.25 zu zwei Jahren Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Gruppe hatte in den 1990er Jahren einen Anschlag auf ein Ausbildungszentrum der Bundeswehr ausgeübt und versucht, ein Gebäude zu sprengen, das zu einem Abschiebegefängnis umgebaut werden sollte. Dem Urteil voran ging eine Rückkehr und ein Deal mit der Bundesanwaltschaft – nach 30 Jahren Flucht und Exil. Mehr dazu im Gegenwind-Artikel aus dem März.

Gegenwind hat sich mit Peter Krauth und Thomas Walter getroffen. In einem informellen Gespräch vor dem Urteilsspruch sprach Krauth über die absurde Situation, ein Berlin-Kreuzberg so verändert vorzufinden, dass es kaum eine Rückkehr nach Hause ist. Weil von der alten hochpolitischen Heimat kaum noch etwas übrig ist. Und von einer veränderten Weltlage, in der alle Zeichen auf Krieg und autoritären Staat stehen.

Thomas Walter treffen wir in den letzten Prozesstagen zum Interview in einem linken Café. Er ist auf der Suche nach Anschluss zum neuen Berlin und linken Orten. Er ist in eine Decke gewickelt – in Deutschland ist es für ihn sehr kalt. Weiterlesen

Bewährung für einst geplanten Sprengstoffanschlag (nd vom 8.4.2025)

Das Berliner Kammergericht hat zu einer linken Osterüberraschung von vor 30 Jahren wie erwartet geurteilt

Im Prozess gegen die linksradikalen Aktivisten Thomas Walter und Peter Krauth hat das Berliner Kammergericht am Dienstag das Urteil gesprochen. Wie erwartet verhängte der Vorsitzende Richter wegen des vorgeworfenen Sprengstoffanschlags auf eine Gefängnisbaustelle eine zweijährige Gefängnisstrafe auf Bewährung mit einer Frist von drei Jahren. Hierauf hatten sich die Generalbundesanwaltschaft (GBA) und die Verteidiger der beiden, die in Venezuela politisches Asyl erhielten, zuvor geeinigt. Teil dieser Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten waren auch Geständnisse der Angeklagten. Weiterlesen

Kurdistansolidarität und die Geschichte des „K.O.M.I.T.E.E.“ (ANF Deutsch vom 20.3.2025)

Nach 30 Jahren Exil haben sich die im „K.O.M.I.T.E.E.“-Verfahren gesuchten Aktivisten Thomas Walter und Peter Krauth der Justiz gestellt. Die Gruppe hat nicht zuletzt mit ihrer Unterstützung für den kurdischen Freiheitskampf linke Geschichte geschrieben.<

In den Neunzigern sollen mehrere Personen einen Anschlag auf ein Abschiebegefängnis geplant haben. Als das Vorhaben scheiterte, tauchten sie unter. Fast genau 30 Jahre später stellen sich Thomas Walter und Peter Krauth in Berlin dem Prozess.

Die beiden internationalistischen Revolutionäre waren wegen der Mitgliedschaft in der militanten Gruppe K.O.M.I.T.E.E. gesucht worden. Unter anderem verübte die Gruppe Solidaritätsaktionen mit dem kurdischen Freiheitskampf und zuletzt einen Versuch, das im Bau befindliche Abschiebegefängnis Grünau zu sprengen. Nach dem gescheiterten Anschlag mussten die Aktivisten fliehen. Weiterlesen

Linksradikales Komitee und Justiz einigen sich (dpa vom 17.3.2025)

30 Jahre nach Anschlagsplan startet kurzer Prozess in Berlin
Andreas Rabenstein, dpa

30 Jahre sind vergangen seit einem gescheiterten linksradikalen Sprengstoffanschlag in Berlin, Jahrzehnte waren die mutmaßlichen Täter im Ausland untergetaucht – nun läuft der Prozess gegen sie auf Bewährungsstrafen hinaus. Aus Sicht der Angeklagten Peter K. (65) und Thomas W. (62) ist das ein Erfolg. W. zeigte Unterstützern im Zuschauerraum des Berliner Kammergerichts am ersten Prozesstag mit einer Hand das Siegeszeichen. Kurz danach legten beide über ihre Anwälte Geständnisse ab. Ein Urteil soll es im April geben.

Der Vorsitzende Richter Gregor Herb schlug zu Beginn nach Verlesung der Anklage eine sogenannte Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten vor: Danach sei eine Gefängnisstrafe zwischen einem Jahr und zehn Monaten und zwei Jahren, ausgesetzt zur Bewährung, für die beiden Angeklagten möglich. Voraussetzung seien die Geständnisse. Auch die Untersuchungshaft solle dann noch am ersten Prozesstag ausgesetzt werden, sagte der Richter. Weiterlesen