Buch von Bernd Heidbreder: „Aus der Zwischenwelt. Ein Leben auf der Flucht vor dem deutschen Staat“

Mit einem Vorwort von Thomas Billstein.

26 Jahre lang ist Bernd Heidbreder auf der Flucht vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden. Man wirft ihm vor, 1995 in Berlin versucht zu haben, den Ausbau eines alten DDR-Gefängnisses zu einem Abschiebeknast zu verhindern. Der Anschlag misslang und Bernd setzte sich ab. Nach vielen Jahren der Illegalität wird er 2014 im beschaulichen Mérida in Venezuela verhaftet. Nach zwei Jahren kommt er frei, eine Auslieferung nach Deutschland wird abgelehnt. Aber die brutalen Haftbedingungen haben ihre Spuren hinterlassen: Bernd wird krank und stirbt 2021.

Unglücklicherweise klauen die Angestellten des Beerdigungsinstituts Bernd den Obolus, den ihm seine Angehörigen unter der Zunge versteckt hatten, damit er den Fährmann Charon fürs Übersetzen in die Unterwelt entlohnen kann. Nun sitzt er in der ›Zwischenwelt‹ fest und irrt am Ufer des Totenflusses entlang. Hier trifft Bernd auf alle möglichen Gestrandeten, die wie er nicht übersetzen können oder wollen, und es entstehen skurrile Bekanntschaften.

Um sich und den anderen die Zeit zu vertreiben, erzählt er ihnen seine Geschichte. Wie er in Kontakt zu Autonomen in Berlin kam, sich in ihren Kreisen engagierte und radikalisierte, sich gegen die erstarkenden Nazis wehrte und Teil eines großen Zusammenhangs wurde, in dem die Interessen der Einzelnen immer mehr mit denen des Kollektivs verschwammen. Es ist ein aufregendes und gefährliches Leben, aber Bernd fühlt sich darin geborgen. Und er verliebt sich.

ISBN: 978-3-89771-188-4
248 Seiten, Softcover

Das Buch kann bei Unrast bestellt werden. Eine prima Rezension gibt es bei Links lesen.

Redebeitrag der Soligruppe auf der Kundgebung: „Die fabelhafte Welt des gemeinschaftlichen Widerstands“ am 3. Juli 2021 in Berlin

Selbstbestimmte Räume werden bedroht, werden geräumt und eine gigantische Welle der Repression gegen Beteiligte und solidarische Menschen rollt über uns hinweg. Davon haben wir heute schon viel gehört.

Da kann schon ein Gefühl aufkommen, mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt zu werden. Kein gutes Gefühl!

Dieses schlechte Gefühl ist nichts Neues und Unbekanntes!

Anfang der 90- er Jahre standen wir auch mit eben diesen Gefühlen da:

Der Zusammenbruch der real- sozialistischen Staaten führte zu einer Irritation in unseren wichtigen internationalistischen Zusammenhängen; die ideologische und materielle Unterstützung war weggebrochen und führte zu einer Suche nach neuen Wegen. Gleichzeitig waren alle Kräfte eingebunden, sich einem aufkommenden Nationalismus mit brutalen Auswirkungen entgegenzustellen. In dieser unübersichtlichen und irritierenden Situation zerfaserte sich die Linke in der Suche nach neuen Wegen. Weiterlesen